Steintürmchen (nicht barrierefrei)

Am Tor des inneren Ringwalls entdeckt die Pilger*in Steintürmchen. Steintürmchen waren ursprünglich zur Orientierung auf dem Weg erbaut. Spirituell dienten sie zum Schutz auf dem Weg. In Norwegen sollten sie die vor bösen Trollen schützen, die einen weiteren Stein auflegten. Im antiken Griechenland wurden sie dem Gott Hermes zugeordnet. Hermes schützt die Reisenden. Er wurde mit dem römischen Gott Merkur gleichgesetzt und später dem germanischen Gott Wotan/Odin. Merkur ist in der äußerlichen Darstellung für Pilger*innen auch verwechselbar mit Jakobus, dem Älteren, an dessen Grab der Jakobspilgerweg führt: Mit Stab, Reisehut, Beutel und Mantel. Ob die Erbauer*innen an dem Platz unterhalb des ehemaligen Merkurtempels diese Tradition erahnten und diesen deshalb wählten? Hier und heute kann die Erstellung der Türmchen als meditative konzentrative Arbeit gesehen werden. Dabei geht es um das Herstellen von Gleichgewicht und Vielschichtigkeit. Jede/r hinterlässt persönliche Spuren und beteiligt sich gleichzeitig an einem gemeinschaftlichen Werk. „Steintürmchen“ im großen Stil können kritisch gesehen werden, als Eingriff in die Natur und Zerstörung von Lebensräumen z.B. für Bodenlebewesen und Reptilien. So ist es durchaus sinnvoll, den „Stein von daheim“ hier abzulegen und einzufügen statt Steine umzuschichten.

Hier oben auf dem Berg, am Tor des inneren Ringwalls, mutet eine weitere Deutungsmöglichkeit der Herkunft des Namens „Odenwald“ an: Odins Wald.

Wieder eine Begegnung mit Steinen auf der 6. Etappe: Steintürmchen sind eine Form von Wegritualen, die sich auch auf dem spanischen Jakobsweg finden. Beim Pilgern gibt es neben Aufbruchs- und Ankunftsritualen auch sogenannte Wegrituale. Das sind zum Beispiel Kraftorte am Weg, Pilgerempfang an den Herbergen oder unterwegs, das Führen eines Pilgertagebuchs sowie etwas von zu Hause mitzubringen und an einem Ort zu lassen. Auf dem Jakobsweg in Spanien gibt es den Brauch am Cruz de Ferro, nicht mehr weit vor dem Ziel, einen Stein abzulegen. Das Cruz de Ferro steht auf dem 1500 m hohen Pass von Rabanal inzwischen auf einem sehr hohen Steinhaufen. Der Stein bezeugt den Besuch dieses Ortes, er hinterlässt persönliche Spuren, meist Beschwerliches aus dem Leben, das mitgenommen und symbolisch abgegeben wird. Hier oben auf dem Heiligenberg, dem heiligen Berg, kann so ein Platz sein.

Steintürmchen

Steintürmchen

Steintürmchen
Blick vom Rundweg zu Steintürmchen

Blick vom Rundweg zu den Steintürmchen

Persönlicher Stein Wegritual

Wegritual: den persönlicher Stein ablegen

Persönlicher Stein unter anderen

Der persönlicher Stein unter anderen Steinen

Jakobsweg Cruz de Ferro persönliche Steine

Auf dem Jakobsweg, am Cruz de Ferro

Cruz de Ferro Steinhaufen

Cruz de Ferro

Unter dem Cruz de Ferro auf dem spanischen Jakobsweg

Unter dem Cruz de Ferro auf dem spanischen Jakobsweg